Die düstere Geschichte der Lambertikirche Münster: Die Wiedertäufer-Käfige am Turm von St. Lamberti
Die Lambertikirche in Münster, Deutschland, ist nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Zeugnis einer dunklen Episode der Geschichte. Ein besonderes Merkmal dieser Kirche sind die drei eisernen Körbe, die an ihrem Turm hängen. Diese Körbe erinnern an eine grausame Zeit, als die Köpfe von drei Führern des Täuferreichs von Münster – Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling – nach ihrer öffentlichen Folter und Hinrichtung im Jahr 1536 dort zur Schau gestellt wurden.
Die Geschichte dieser Körbe ist eng mit den Ereignissen der Wiedertäuferbewegung verbunden, die Münster im 16. Jahrhundert erschütterte. Die Wiedertäufer glaubten an die Wiedertaufe von Erwachsenen und vertraten radikale religiöse und soziale Ideen. Unter der Führung von Jan van Leiden errichteten sie in Münster ein kurzlebiges Täuferreich, das von einer strengen Theokratie geprägt war. Doch ihr Aufstand wurde brutal niedergeschlagen, und die Anführer wurden öffentlich hingerichtet.
Lambertikirche Münster Käfige 2024
Die Körbe am Turm der Lambertikirche waren Teil der abschreckenden Maßnahmen gegen die Wiedertäufer. Ihre Leichen wurden in diesen Körben zur Schau gestellt, als Warnung an alle, die sich gegen die etablierte Ordnung auflehnen würden. Diese düstere Erinnerung an vergangene Zeiten ist bis heute an der Lambertikirche präsent und erinnert die Besucher an die Konflikte und Grausamkeiten der Vergangenheit.
Trotz dieser düsteren Geschichte ist die Lambertikirche auch für eine andere Tradition bekannt, die einen starken Kontrast zur Vergangenheit bildet. Jeden Abend zwischen 21 Uhr und Mitternacht, mit Ausnahme von Dienstagen, erklingt ein Hornsignal vom Turm. Diese Rolle wird von einem Türmer oder einer Türmerin ausgeführt, der oder die das musikalische Signal alle halbe Stunde spielt. Diese Tradition des Turmblasens besteht seit dem Jahr 1379 und ist ein faszinierendes Beispiel für die Kontinuität und das kulturelle Erbe, das die Lambertikirche verkörpert.
Die Lambertikirche in Münster ist somit nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen, sondern auch ein Ort, der tief in die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner eingebettet ist. Die Wiedertäufer-Körbe am Turm stehen als stille Mahnung gegen Fanatismus und Intoleranz, während das Turmblasen eine lebendige Verbindung zur Vergangenheit darstellt, die bis in die Gegenwart reicht.